Interview zu OTM Service- und Vertriebsgesellschaft UG

Frage: Herr Vitt, wann hatten Sie den ersten Kontakt zur OTM  Service- und Vertriebsgesellschaft?

Peter Vitt: Nach einem Vorgespräch Anfang Juli 2013 schloss ich einen Treuhandvertrag mit dem Treugeber und ließ die OTM beim Amtsgericht Charlottenburg als Geschäftsführer eintragen. Zu dem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass es sich um ein Unternehmen der Logistikbranche handelt.

Frage: Wer war der Treugeber?

Peter Vitt: Das darf ich Ihnen nicht sagen, weil der Treuhandvertrag eine Verschwiegenheitsklausel beinhaltet.

Frage: Handelt es sich dabei um Herrn Marcus Geber, wie man in  verschiedenen Internet-Blogs lesen kann?

Peter Vitt: Wie gesagt, kein Kommentar von mir dazu.

Frage: Wieso haben Sie die Firma für den Treugeber als Geschäftsführer übernommen?

Peter Vitt: Der Treugeber erklärte mir, er sei eine für ihn unglückliche Kooperation mit dem Online-Shop Wollmilchladen eingegangen. Dass dieser Internetshop bereits seit zwei Jahren unter massiven Lieferschwierigkeiten litt, erfuhr ich erst, als ich bereits im Impressum der Seite stand.

Frage: Welche Maßnahmen haben Sie dann unternommen, um die Firma aus den damaligen Problemen zu führen?

Peter Vitt: Ich konnte mich als Interims-Geschäftsführer nur auf die Informationen stützen, die ich vom Treugeber bekam. So habe ich
mit den OTM-Leuten sofort damit begonnen, die Logistikstruktur zu verbessern. Wichtig war, alle Kundenreklamationen sinnvoll zu erfassen.  Inzwischen dachte ich, es sei mir gelungen, dass die aufgebrachten Kunden ordnungsgemäß rückabgewickelt werden. So lauteten jedenfalls die Aussagen des Treugebers auf meine diesbezüglichen Fragen. Außerdem habe ich den Onlineshop Wollmilchladen aus dem Internet nehmen lassen, worüber ich heute froh bin.

Frage: Wie sollte es dann aber mit der  OTM Service- und Vertriebsgesellschaft UG weiter gehen, wenn der Online-Shop nicht mehr aktiv war?

Peter Vitt: Die OTM sollte zukünftig nicht mehr mit Endverbrauchern sondern nur noch mit dem Fachhandel tätig werden. Die neue Zielsetzung sah eine unbelastete OMT vor, die in eine GmbH gewandelt und im Oktober an eine neue Geschäftsführung übergeben werden sollte. Das war mein Wissensstand Anfang April 2013.

Frage: Aber es waren doch noch weitere Online-Shops im Internet aktiv, bei denen die OTM und somit auch Sie im Impressum standen? Wie war das möglich?

Peter Vitt: Der Treugeber hat, ohne mich darüber zu informieren, weitere Shops ins Internet gestellt und ohne mein Wissen einfach die OTM ins Impressum gesetzt. Da ich über die Existenz dieser Shops nicht informiert war konnte ich auch nichts dagegen machen.

Frage: Wie und wann haben Sie von diesen anderen Shops Kenntnis erhalten?

Peter Vitt: Am 8. April habe ich aus verschiedenen Kanälen erfahren, dass der Treugeber sich nicht an die Absprachen mit mir gehalten hat. Stattdessen hat er ohne mein Wissen diese weiteren Online-Shops aufgemacht und erneut Vorabinkasso betrieben. Am 11. April 2013 erfuhr ich dann durch die Email einer Kundin, dass wohl ein neuer Shop mit der Bezeichnung „Multi-Log“ existiert hat, der an diesem Tag offline ging. Er war zwar nicht auf den Namen der OTM angemeldet, nutzte aber zwei der OTM Geschäftskonten für sein Vorabinkasso, ohne dass die Kundin ihre Ware erhielt.

Frage: Wie haben Sie als Geschäftsführer auf diese negativen Neuigkeiten reagiert?

Peter Vitt: Bereits nach den ersten Meldungen über diese Shops habe ich meine Tätigkeit als Interims-Geschäftsführer am 9. April 2013 offiziell niedergelegt und meinen Rücktritt notariell beurkunden lassen. Der Treugeber war plötzlich für mich nicht mehr erreichbar, auch postalische Zustellungen waren nicht mehr möglich. Als ich von der Kundin am 11. April 2013 von diesem „Multi-Log“ erfuhr wurde mir klar, wozu die OTM und ich missbraucht wurden. Noch am selben Tag habe ich die beiden verwendeten Konten, auf die ich noch Zugriff hatte, sperren lassen, um das dort eingegangene Geld für Rückabwicklungen mit Kunden zu sichern.

Frage: Haben Sie nicht mehr mit dem Treugeber reden können, um möglicherweise Auskunft von ihm zu erhalten?

Peter Vitt: Ich habe unverzüglich alles versucht, um den Treugeber zu erreichen, erfuhr dann aber am 13. April 2013, dass er in Untersuchungshaft sitzen soll.

Frage: Wenn Sie und der Notar den Treugeber nicht mehr erreichen konnten waren Sie ja für alle Betroffenen nach außen immer noch der Geschäftsführer. Welche Auswirkungen hatte das für Sie?

Peter Vitt: Nach dem 13. April mehrten sich die Emails von Kunden, die auch Vorkasse geleistet und nichts dafür erhalten hatten. Aus verschiedenen Quellen erfuhr ich auch, dass wohl eine Multi-Log Vertriebsges. GbR mit Sitz in Saarbrücken als Shop-Betreiber fungiert hat, die mir völlig unbekannt ist und über die ich auch nichts finden kann. Bei Denic ist diese Firma aber als Inhaber der Domain multi-log.de eingetragen. Dies schien aber niemanden zu interessieren. Die Wut der Kunden focussierte sich auf meine Person, obwohl ich mit diesen Machenschaften zu tun hatten

Frage: Aber die Konten der OTM wurden doch genutzt?

Peter Vitt: Ja, in verschiedenen Rückmails an wütende Kunden hat der Treugeber die OTM Service- und Vertriebsgesellschaft UG als „Zahlungsdienstleister“ bezeichnet und ihre beiden Konten für die Zahlungseingänge ohne mein Wissen angegeben. Die OTM war aber von mir nie als Dienstleister für irgendwelche Zahlungen geplant. Das ergibt sich schon aus dem Eintrag beim Amtsgericht Charlottenburg unter der Geschäftsnummer  HRB 142914 B. Dort wurde als Firmenzweck eingetragen: „Die Erbringung von technischen Dienstleistungen für Versandhändler und sogenannte Streckenhändler in Bezug auf die Erstellung von Softwareschnittstellen und Fullfillment Dienstleistungen für kleinere Versandhändler“. Der Kontoverlauf auf den beiden Konten, die ich einsehen konnte, war dabei für mich niemals besonders auffällig. Es gingen Kundengelder ein und Rechnungsbeträge raus und selbst als ich die Konten sichern ließ waren sie noch im Plus.

Frage: Ich muss aber noch einmal nachhaken. Wenn die Staatsanwaltschaft eine U-Haft beantragt, dann geht es in solchen Fällen meist um größere Beträge. Wie konnten diese dann aber ohne ihr Wissen abgeschöpft werden?

Peter Vitt: Das müssen Sie eigentlich den Treugeber fragen. Allerdings habe ich durch einige wütende E-mails erfahren, dass verschiedene Kunden via PayPal gezahlt haben. Von solchen PayPal-Konten ist mir aber nichts bekannt.

Frage: Ist es richtig, dass der Komplex Multi-Log mit 39 JS 156/13 ein eigenes Aktenzeichen bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat?

Peter Vitt: Das können Sie bei der Staatsanwaltschaft leicht selbst erfrage.

Frage: haben Sie zum Abschluss dieses Gesprächs noch etwas zum Komplex  OTM Service- und Vertriebsgesellschaft UG anzumerken?

Peter Vitt: Zu Beginn bin ich mit viel Elan an die Geschäftsführung gegangen, weil ich in dem mir vorgelegten Konzept ein gewisses Potential gesehen habe. Heute weiß ich allerdings, dass das damals alles wohl nur Show war.